20.05.2021 / Agenda Währing

Wofür steht das NAH in Nahversorgung?

Seit mittlerweile über einem Jahr begleitet uns die Corona-Pandemie in unserem Alltag. Seither bleiben wir vermehrt zu Hause und legen die üblichen Wege nur mehr in unmittelbarer Umgebung zurück. Es zeigt sich dabei, wie wichtig eine nahe Versorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs, aber auch für Erholung, Gesundheit und Soziales auf kurzer Distanz ist. Aber wie weit ist kurz und was bedeutet überhaupt „nah“?

 

Wie nah wir etwas empfinden, hängt immer von der Form der Mobilität ab, die wir wählen, also wie schnell wir von A nach B gelangen. Wirklich nah ist aber insbesondere das, was wir fußläufig erreichen können. Wenn wir durch unser Grätzel spazieren, holen wir uns frische Luft und bleiben mobil. Das ist besonders wichtig, wenn wir älter werden und das Haus hauptsächlich für Freizeit- und Einkaufszwecke verlassen. Tatsächlich entscheiden sich laut mehreren Studien vor allem Senior*innen dafür, alltägliche Strecken zu Fuß zu beschreiten. Bei den Über-60-Jährigen werden 43 Prozent der Wege zu Fuß zurückgelegt, bei den Über-80-Jährigen sogar 60 bis 75 Prozent. Das Gehen stärkt zudem nicht nur unsere Gesundheit, sondern bringt auch Entschleunigung in unseren Alltag. Es ermöglicht, unsere Umgebung zu erfassen und sie nunmehr intensiver wahrzunehmen. Wenn wir durch die Nachbarschaft schlendern, können wir lokale Betriebe erst richtig entdecken und haben Zeit, andere Leute zu treffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

 

 

Durch den persönlichen Besuch im Geschäft habe ich die Angebote von spezialisierten Geschäftsleuten in Währing erst richtig kennen- und schätzen gelernt. - Guido Schwarz, Nahversorgungsbeauftragter von Währing

 

 

Je mehr und je vielfältiger die Nahversorger sind, desto mehr Raum für sozialen Austausch bietet sich. Sie ziehen die Nachbarschaft an und helfen dabei, soziale Treffpunkte und Quartiersmittelpunkte zu stärken. Durch sie entstehen Grätzelzentren, also wichtige Aufenthaltsbereiche, die dabei helfen, uns mit dem Ort zu identifizieren und miteinander zu kommunizieren. So wird der „Greißler nebenan“ beispielsweise ein wichtiger Treff- und Orientierungspunkt, der sich positiv auf den öffentlichen Raum auswirkt. Auch in Währing brauchen wir solche aktiven Erdgeschosszonen, die unsere „Zentren“, wie das Gersthofer Platzl, das Kreuzgassenviertel oder den Kutschkermarkt, lebendig machen und zum Verweilen einladen.

 

Gerade in Krisenzeiten kann es lokalen Betrieben allerdings schwerfallen, sich zu erhalten. Leere Geschäftslokale sind dann das Ergebnis, welche unserer Umgebung ihren Charakter rauben. Wenn wir die Nahversorger aber bewusst aufsuchen und uns für den Weg zu Fuß entscheiden, können wir einen Beitrag dazu leisten, sie zu bewahren. Und wenn die Lust fehlt, so weit zu marschieren, hilft es, daran zu denken, dass jeder Weg tatsächlich immer nur so lang ist, wie er einem vorkommt.  

 

 

„Die Wege zu Fuß sind nicht so weit, wie man glaubt - das war die persönlich größte Erkenntnis, seit ich mehr zu Fuß unterwegs bin!“ - Guido Schwarz

 

 

Statt also ins Auto zu steigen und dann im schlechtesten Fall sogar im Stau zu stehen, greifen wir lieber auf Versorgung vor der Haustüre zurück, die wirklich nah, also zu Fuß erreichbar ist. So können wir nicht nur etwas erleben, sondern auch unser Grätzel beleben

 

Die krisensichere Nahversorgung ist heuer und kommendes Jahr das Aktivierungsthema der Agenda Währing. Mit aktivierenden Befragungen an unterschiedlichen Grätzeltreffpunkten sowie mit Führungen wollen wir das Thema demnächst vertiefen. Wir suchen Menschen, denen die krisensichere Nahversorgung ein Anliegen ist und die Interesse daran haben, sie in all ihrer Breite mitzugestalten.